Konzentration fördern

Konzentration und Aufmerksamkeit beim Lernen erhöhen…

Manche Kinder brauchen fast den ganzen Nachmittag, um ihre Schulsachen zu erledigen… Sei es die Hausaufgaben, das Lernen, das Recherchieren für einen Vortrag, und dann sollte vielleicht auch noch Flöte geübt werden…

Von den Eltern bekomme ich immer wieder zu hören, dass das Kind da sitzt, Löcher in die Luft starrt, sich ablenken lässt… Nicht unbedingt, weil es so viele Aufgaben zu erledigen hätte, sondern weil es einfach unheimlich langsam arbeitet. Ich möchte Ihnen einige Tipps mitgeben, wie sich die Konzentration und Aufmerksamkeit fördern lassen:


Pausen - Zeitpunkt:

Nur wenige Eltern machen mit Ihrem Kind Lernpausen. Lieber «ziehen sie es gleich durch» aus der Befürchtung heraus, dass sich das Kind nach der Pause kaum wieder zum Weiterlernen bewegen lässt. Oder zumindest eine mühsame Diskussion darüber entsteht. Dies kann tatsächlich passieren, wenn Sie erst eine Pause einlegen nachdem das Kind bereits unruhig auf seinem Stuhl herumrutscht, die Konzentration nachlässt, vielleicht mit Sachen zu spielen oder mit Gähnen beginnt. In diesem Fall erfolgte die Pause zu spät.

Die Pause beim Lernen ist dann am effizientesten wenn man das Gefühl hat, dass man eigentlich noch ein bisschen weiterarbeiten könnte – bevor die Erschöpfung oder Unruhe eintritt. Grund ist der, dass sich unser Gehirn den letztgefühlten Zustand vor der Pause abspeichert. Warten wir also zu lange mit der Pause, hat sich das Gehirn Folgendes gemerkt: «Lernen ist mühsam und anstrengend, ich fühle mich deswegen erschöpft». Dementsprechend ist es schwieriger, sich nach der Pause zum Weiterlernen zu motivieren. Drehen Sie den Spiess um und legen Sie die Pause rechtzeitig ein, so dass sich das Gehirn den positiven Zustand abspeichern kann: «Eigentlich könnte ich jetzt noch ein bisschen dranbleiben, ich bräuchte noch keine Pause».

Nun gilt es, diesen Zeitpunkt zu erwischen! Probieren Sie es doch als Eltern selbst einmal aus bei einer Tätigkeit, die Konzentration erfordert. Ich zum Beispiel muss konsequent den Timer stellen, damit ich den richtigen Pausenzeitpunkt nicht verpasse. Wenn ich mich jedoch daran halte, merke ich den Unterschied deutlich: Ich bleibe über längere Zeit hinweg konzentrierter und effizienter, als wenn ich bis zur Erschöpfung durcharbeiten würde.

Beachten Sie als Richtlinie die durchschnittliche Konzentrationsspanne von Kindern:


Pausen - Gestaltung:

Auch wenn die Pause rechtzeitig eingelegt wird höre ich dennoch ab und zu von Eltern, dass es sich nach wie vor als schwierig gestalte, das Kind wieder ans Lernen zu bringen. Wenn ich dann konkreter nachfrage stellt sich heraus, dass es oft damit zu tun hat, wie denn die Pausen gestaltet werden. Wenn das Kind während der Lernpause die Legoburg weiterbauen oder sogar Medien konsumieren darf, dann ist es offensichtlich, dass es sich trotz rechtzeitiger Pause nicht erneut auf das Lernen einlässt.

Pausen, die etwas langweilig sind, funktionieren am besten und tragen ebenso am effizientesten zur Erholung bei. Handy, Tablet und TV sind tabu aus zweierlei Gründen: Erstens kann sich das Kind schlecht wieder davon lösen, zweitens wird der «Einspeicherungsprozess», der zuvor beim Lernen stattgefunden hat, sozusagen wieder «gelöscht». Es ist ein bisschen so als würden Sie auf dem Computer den Löschensknopf drücken. Grund ist der, dass beim Lernen der Vorderhirnbereich, der Sitz unseres bewussten Denkens, aktiv ist. Beim Medienkonsum muss sich derselbe Hirnbereich fokussieren und kann sich demnach nicht erholen. Mehr noch: Die zuvor beim Lernen gebildeten Verbindungen (Synapsen)  im Gehirn lösen sich gleich wieder auf. Die Hirnforschung kann dies mittlerweile auch ganz klar messen und beweisen und empfiehlt mindestens 30 Minuten, besser 60 Minuten Pause zwischen einer Lerneinheit und dem Konsum von Medien.


Empfohlene Pausenaktivitäten (ca. 5 Min.):

Trampolin hüpfen oder um den Block rennen (alle Kinder brauchen viel Bewegung, aber bei Kindern mit ADHS-Symptomen ist regelmässige Bewegung umso wichtiger und gut erforscht)

  • Ein Glas Saft trinken / einen Snack essen
  • Auf das WC gehen
  • Bewusst sein Lieblingslied hören
  • Die Katze füttern / den Hund streicheln
  • Zum Fenster hinausgucken / die Wolken beobachten…

Gerade bei Jugendlichen ist oft ein bisschen Ueberzeugungsarbeit notwendig, bis sie sich bereit erklären, sich auf solch «langweilige» Pausenbeschäftigungen einzulassen und nicht das Handy hervornehmen. Ich gehe dann jeweils so vor, dass ich sie beides ausprobieren lasse. Ein schönes Beispiel einer Gymnasialklasse, bei der ich Coachings gebe: Wir waren im 3. Stock, und in der 5-Minuten-Pause hatten sich die SchülerInnen bereit erklärt, das Handy in der Tasche zu lassen und stattdessen die Treppen hinunterzugehen, rauszugehen und frische Luft zu schnappen. In der nächsten Pause blieben sie drinnen am Handy. Hier einige Rückmeldungen, wie sich die SchülerInnen nach der Pause draussen fühlten:

  • Ich fühle mich fitter und weniger müde.
  • Mein Kopf ist «durchgelüftet».
  • Ich bin aufnahmefähiger.
  • Ich kann mich besser konzentrieren.
  • Die Erschöpfung ist wie weggeblasen.

Der Unterschied war gross zur drinnen am Handy verbrachten Pause, und manche SchülerInnen kamen danach richtig ins Grübeln und machten Aussagen wie: «Eigentlich ist das Handy mein grösster Feind». Oder: «Mein Handy war einen Monat lang kaputt, und seitdem haben sich meine Leistungen deutlich gesteigert».

Im Prinzip ist den Jugendlichen diese Problematik schon bewusst, aber die Selbststeuerung und Selbstkontrolle fällt ja auch uns Erwachsenen teilweise sehr schwer. Warte ich an einer Bushaltestelle oder sitze ich im Zug, sind auch fast ausnahmslos alle Erwachsenen mit ihrem Handy beschäftigt. Auch viele Erwachsene haben weitgehend verlernt, auch mal wieder «Langeweile» zuzulassen und auszuhalten. Mir persönlich hilft das Wissen, dass Kreativität aus «Langeweile» entsteht, denn in den Momentan des «Nichtstuns» ist der Kopf frei.