Widerstandskraft vermitteln

Mit Misserfolgen und Problemen umgehen...

Manche Kinder lassen sich rasch frustrieren: Sie können nicht gut verlieren, reagieren darauf aggressiv oder fühlen sich niedergeschlagen… Sie geben nach Misserfolgen generell schnell auf.

Die wichtigste Reaktion von uns Eltern und anderen Bezugspersonen sollte sein, auf solch emotionale Reaktionen Verständnis zu zeigen. Denn: Kinder mit Schwächen erleben ständig Misserfolge und Rückschläge jeglicher Art. Die Erwachsenen geben dem Kind stattdessen oft den Hinweis, dass «man halt lernen müsse, damit umzugehen». Wenn wir nun ganz ehrlich mit uns selbst sind: Können wir Erwachsene tatsächlich so gut mit Misserfolgen umgehen, wie wir es vielleicht von den Kindern fordern? Stellen Sie sich kurz vor, dass Sie an Ihrer Arbeitsstelle täglich zu hören kriegen würden, dass Ihre Leistung einfach nicht ausreicht, dass Sie der drittschlechteste Mitarbeiter der Belegschaft sind usw. Ich wage zu behaupten, dass die meisten von uns einen neuen Job suchen würden. Die Kinder haben diese Wahl nicht – sie können nicht einfach die Schule «kündigen». Wenn man sich dessen bewusst ist und realisiert, wieviel Mut, Tapferkeit und Durchhaltewille notwendig sind, sich schwierigen Situationen immer wieder auf’s Neue zu stellen, hilft dies den Kindern viel mehr als Forderungen oder sogar Vorwürfe.

Versuchen Sie das Kämpferherz Ihres Kindes zu sehen, wenn es sich trotz Misserfolgen immer wieder auf Prüfungen vorbereitet und nicht aufgibt. Dieses «Kämpferherz» wird Ihr Kind im Leben womöglich weiter bringen, als wenn immer alles reibungslos laufen würde – gerade weil es dadurch lernt, bei Schwierigkeiten nicht gleich aufzugeben. Wenn Sie dies Ihrem Kind auch noch sagen, wie z.B. «ich bin stolz auf Dich, stellt Du Dich dem immer wieder / dass Du nicht aufgibt / dass Du dranbleibst usw.» wird sich Ihr Kind verstanden und erleichtert fühlen. Es fällt viel Druck weg und die Situation kann sich entspannen. Dadurch werden Kinder stärker – wenn Sie als Mutter, Vater oder Lehrperson solche Stärken sehen und anerkennen.

Dies im Alltag stets problemlos umzusetzen, kann jedoch in der Tat eine Herausforderung sein. Manchmal ist man gestresst, hat seine eigene «to do-Liste» im Kopf oder hat einfach auch mal einen schlechten Tag. Ich möchte Ihnen mit den folgenden drei Schritten helfen, das Ganze etwas zu vereinfachen, so dass Sie es schliesslich möglichst automatisch anwenden können:

  • Schritt 1: Auf das Kind eingehen und seine Gefühle ernst nehmen indem Sie ihm zugestehen, dass es schwierig ist, Misserfolge zu erleben. Sie können das Kind auch anleiten, seine Gefühle zu benennen – oft nimmt das Verbalisieren der Gefühle schon etwas von der Trauer oder der Wut weg, und das unangenehme Gefühl verliert an Bedrohlichkeit. Oft sagen wir Erwachsene gutgemeinte Sätze wie «Du brauchst keine Angst zu haben» oder «Du musst nicht enttäuscht sein». Solche Aussagen sind eher kontraproduktiv, da das Kind die Angst oder Enttäuschung ja bereits fühlt. So kriegt das Kind noch eher das Gefühl, dass mit ihm womöglich etwas nicht stimmen könnte. Stattdessen macht es mehr Sinn, zu Schritt 2 überzugehen, indem Sie fragen:
  • Schritt 2: «Wie kann ich Dir helfen, damit umzugehen?» Dies führt oft zu klareren Antworten als die Frage, was denn mit dem Kind nicht stimmt.
  • Schritt 3: Indem Sie sich fragen, was Sie als Bezugsperson konkret zur Entspannung / Verbesserung der Situation beitragen können, erhöht dies Ihre Motivation erheblich, einen sinnvollen Beitrag zu leisten. Eine Auflistung von Problemen oder möglichen Diagnosen entzieht Ihnen Energie…